Erkenntnis von Gut und Böse
- Josef Seifert |
- Raphael Bexten |
Was ist das Gute? Ist das Gute etwas rein Subjektives? Ist das Gute undefinierbar? Was ist der Naturalistische Fehlschluss (naturalistic fallacy). Was ist mit dem Begriff »Wert« gemeint?
Gibt es sittlich Gutes? Kann das sittlich Gute als solches erkannt werden? Wie kann das sittlich Gute von außersittlich Gutem unterscheiden werden? Gibt es menschliche Handlungen, die in sich selbst unabhängig vom Kontext und den Umständen immer gut bzw. schlecht sind?
Hat Kant recht, wenn er in seiner Grundlegung zur Metaphysik der Sitten (1785) Kapitel: I schreibt: »Es ist überall nichts in der Welt, ja überhaupt auch außer derselben zu denken möglich, was ohne Einschränkung für gut könnte gehalten werden, als allein ein guter Wille.«[1] Welcher Zusammenhang besteht zwischen dem sittlich Guten und dem Menschen? [1] [Basis-Ausgabe: Akad. (1905ff.), S. IV:393.]
Course Information
Aus der Vorlesungsreihe „Mensch und Gott“ von Prof. Dr. Seifert und Dr. Raphael Bexten
Kursziele: Ziel dieses einführenden Kurses ist es, sich innerhalb von vier bis acht Wochen mit dieser Thematik intensiver zu beschäftigen, eigene, wohlbegründete philosophische Standpunkte zu entwickeln und diese argumentativ verteidigen zu lernen…
Die Hauptvorlesung dieses Kurses ist: „Gibt es in sich schlechte Handlungen? Zur Kritik der Situationsethik und ‚rein teleologischen Ethik‘“ von Prof. Dr. Josef Seifert
Kursdozenten
Herr Dr. Raphael Bexten
„Philosophie ist Selbst denken“ Robert Spaemann
Philosophie heißt Selbstdenken - und wie in der Mathematik kann man bestimmte Wahrheiten anführen, doch solange man sie nicht selbst nach Möglichkeit zur Einsicht gebracht hat (in der Mathematik bewiesen hat), sind es im besten Fall Fremdeinsichten, D.h. man vertraut auf Autoritäten und diese können sich irren… Deswegen sind die Autroitätsargumente in der Philosophie die schwächsten aller Argumente…
Soweit es also durch die Gegebenheiten möglich ist, sollen philosophische Erkenntnisse zur Einsicht gebracht werden. Hierbei soll Husserls Maxime zu den „‘Sachen selbst’ zurück[zu]gehen“, realistisch interpretiert, entsprochen werden. Es soll also z. B. nicht einfach ein, wie auch immer gearteter Universalienrealismus 1 postuliertwerden und dann deduktiv aus diesem Postulat unter der Anwendung der hier zu behandelnden Fragen, die dem Paradigma gemäße Konklusion gezogen werden. Durch eine solche Vorgehensweise steht der Philosophierende in der Gefahr, den Sachkontakt zu verlieren und anstatt aus dem unmittelbaren Sachkontakt heraus zu philosophieren, die Dinge in seine eigenen konstruktivistischen Theorien einzupassen. Mit Husserl soll also die realistische Phänomenologie als Methode des Philosophierens angewandt werden, und zwar unter Anwendung des „Prinzip[s] der Voraussetzungslosigkeit“.[1]
Die im direkten Sachkontakt mit der Wirklichkeit, mit den Sachen selbst und den in Wirklichkeit bestehenden Sachverhalten gewonnenen Einsichten schließen natürliche andere, zu diesen gewonnenen Einsichten sich kontradiktorisch verhaltende Sachverhalte und Theorien aus. Insofern ist eine aus dem Sachkontakt gespeiste Theoriebildung unvermeidlich und wünschenswert. Diese unterscheidet sich aber wesentlich von anderen philosophischen Theorien, die z. B. aufgrund ihres Systemcharakters und möglichen All- resp. Vielerklärungsanspruchs oder falscher Simplifizierungen und Reduktionismen u. a. gegen die realistisch interpretierte Grundmaxime der realistischen Phänomenologie „zurück zu den ‘Sachenselbst’“ verstoßen. Auch ist z. B. das Originär-Gegebensein eines Sachverhaltesmittels der Einsicht in epistemologischer Hinsicht wesensverschieden von dem sachfernen Wissen um das objektive Bestehen von Sachverhalten, die als solche dem erkennenden Subjekt nicht unmittelbar gegeben sind. So ist z. B. die Einsicht in einen notwendigen Sachverhalt, falls es sich um eine wirkliche Einsicht handelt, absolut gewiss, da das erkennende Subjekt geistig versteht, dass ein bestimmter Sachverhalt aufgrund intrinsischer, im jeweiligen notwendigen Sosein wurzelnder, intelligibler Notwendigkeit so sein muss und nicht anderes sein kann.
Was versteht Edmund Husserl unter dem Prinzip der Voraussetzungslosigkeit?
[1]
„Das Prinzip [der Voraussetzungslosigkeit] kann aber unseres Erachtens nicht mehr besagen wollen als den Ausschluß aller Annahmen, die nicht phänomenologisch voll und ganz realisiert werden können. Jede erkenntnistheoretische Untersuchung muß sich auf rein phänomenologischem Grunde vollziehen. Die ‘Theorie’, die in ihr angestrebt wird, ist ja nichts Anderes, als Besinnung und evidente Verständigung darüber, was Denken und Erkennen überhaupt ist, worin sein Rechtsanspruch auf Gegenständlichkeit eigentlich besteht, welches die wesentlichen Formen sind, die zur Idee der Erkenntnis, zumal zur Idee der Erkenntnis a priori gehören, in welchem Sinne die in diesen Formen gründenden ‘formalen’ Gesetze Denkgesetze sind, und in welchem Sinne sie die ideale Möglichkeit von theoretischer Erkenntnis und von Erkenntnis überhaupt umgrenzten. […] Soll diese Besinnung auf den Sinn der Erkenntnis kein bloßes Meinen ergeben, sondern wie es hier strenge Forderung ist, einsichtiges Wissen, so muß sie sich rein auf dem Grunde gegebener Denk- und Erkenntniserlebnisse vollziehen. Daß sich die Denkakte gelegentlich auf transzendente oder gar auf nicht existierende und unmögliche Objekt richten, tut dem keinen Eintrag. Denn diese gegenständliche Richtung, dies Vorstellen und Meinen eines phänomenologisch nicht realisierten Objekts, ist natürlich ein deskriptiver Charakterzug im betreffenden Erlebnis, und so muß sich der Sinn eines solchen Meinens rein auf Grund des Erlebnisses selbst klären und feststellen lassen; ja auf andere Weise wäre dergleichen auch nicht möglich“
Husserl, Edmund (1901). Logische Untersuchungen - Zweiter Theil - Untersuchungen zur Phänomenologie. S. 19-20.
Technische Hinweise
Die für diesen Kurs notwendigen Materialien können im Dokumenten-Manager und im Lernpfad abgerufen und zum Teil auch heruntergeladen werden.
Leistungsanforderungen und Konzeption
Dies ist eine interaktive und multimediale Lerneinheit. Sie können ihr eigenes Lerntempo und Vorgehensweise frei wählen. Und dieser Kurs ist je nach Lerngeschwindigkeit für 4-8 Wochen ausgelegt.
Für jede Woche eine bestimmte Pflichtlektüre aufgegeben. Kopieren oder drucken Sie sich jeweilige Texte aus. Außerdem können Sie die jeweiligen Texte Woche für Woche kurz schriftlich zusammenfassen, wenn Sie wollen.
Weitere Texte werden angegeben, deren Lektüre zur Vertiefung empfohlen wird.
Es gibt drei Arten, an dem Seminar teilzunehmen: 1. Aktive Teilnahme mit Scheinerwerb, 2. Aktive Teilnahme ohne Scheinerwerb, 3. Passive Teilnahme, ohne wöchentliches Studium der Pflichttexte. Wer die dritte Möglichkeit wahrnehmen möchte, wird nicht in den Geschmack einer echten Philosophie kommen. Für alle anderen Teilnehmer ist die Lektüre zumindest der Pflichttexte unabdingbar. Es wird empfohlen, dem Beschluß am ganzen Kurs teilzunehmen, bis zum Ende des Kurses treu zu bleiben.
Die meisten Sitzungen werden aus Diskussion (dieses schriftlich auch mit anderen Kursteilnehmer als auch als Zusatzangebot mit anderen Kursteilnehmern und den Kursleitern gegebenenfalls in einer Telegram-Gruppe möglich) und Vortrag bestehen. Im Unterschied zu einer Vorlesung werden die Vorträge keinen Anspruch auf Vollständigkeit haben, sondern hauptsächlich dazu dienen, die Diskussion anzustoßen und zu strukturieren, einen Überblick über das betreffende Problemfeld zu geben und einzelne Punkte aus den Texten aufzugreifen. Lektüre der Texte ist daher für die Teilnahme notwendig.
In dieser Lehrveranstaltung werden Sie angehalten, Ihre eigene Auffassung zu entwickeln (dabei aber offenen Geistes zu bleiben). Die Dozenten werden oft ihre eigenen Auffassung verteidigen, Sie sollen dann dagegen argumentieren. Natürlich können Sie jede mögliche Auffassung verteidigen (wenn Sie wollen, auch eine andere als die Ihre).
(Einiges des obigen Textes habe ich mit Änderungen von Prof. Dr. Dr. Daniel von Wachter [herzlichen Dank!] übernommen vgl. z.B. hier.)
Coaches
Josef Seifert
Raphael Bexten